Hat ja einen schön großen Tiergarten – der Herrgott. Und zwei Exemplare daraus waren heute im Zug.
Er ein trommelnder Orang-Utan und sie eine Schnattergans.
Also ich betrete das Zugabteil, frage – höflich, wie nun mal bin – die nächst schönste Dame, ob das Platzerl bei ihr frei ist, denn sie streckt mir ihre braun gebrannten Beinchen samt künstlerisch lackierten Nägelchen entgegen, dass ich den nicht sehr feinen Käse schon riechen kann die entzückende Aussicht vollends genieße. Dann setze ich mich wie immer so hin, dass ich optimalen Einblick es angenehm habe.
Ein seltsames Geräusch von der Bank schräg gegenüber läßt mich aber sofort hellhörig werden. Ein kurzer Blick – da saß er der Orang-Utan. Die Turnschuhe ausgezogen, Gehör-Vernichtungsstöpsel in den Ohren trommelte er mit zwei Drumsticks abwechselnd auf die gegenüberliegende Sitzgarnitur, die Armlehnen, die Zugabteilswand und seine Unterschenkel – wie bei einem richtigen Schlagzeug eben. Sich gegenüber hatte er übrigens Noten liegen – für mich ein klarer Fall. Ein übender Musiker – Nichts auszusetzen (ich war ja selbst gerade dabei, meine Noten mit dem Bizet’schen Torero auszupacken, mit denen ich im nächsten Augenblick die anderen Fahrgäste belästigen wollte). Würde sagen, es war fast Nichts auszusetzen, den der Staub flog, es war gar nicht mehr anzusehen.
So, aber zurück zur Schnattergans. Die sah bereits ganz verängstigt und entgeistert zu dem Orang-Utan hinüber und konnte sich aber auch das Lachen kaum noch verhalten. Zum Glück wurde sie aber von einem Telefonanruf abgelenkt. Ihrem Gegenüber hatte sie aber Nichts besseres zu erzählen als eben von dem Trommler nebenan – mit einer Intensität und Lautstärke, dass es schon peinlich war. Selbst bei Flugzeuglärm in seinen Ohrenvernichtern musste er das Gespräch mitbekommen. Sie ratschte aber munter drauf los und war gar nicht mehr einzubremsen. Gut, dass ziemlich bald den Zug verlassen durfte.
Tja, und zuhause dann ein ziemlich normaler Nachmittag, bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Alien dann allzu heftig über meine Schulter schleuderte. Ich habe glaube ich alle Wirbel gehört und das Gehörte auch durch die übertragene Vibration gespürt – schauderhaft.
Oh, ich Esel ich …
In der Schweiz gibt es Zugabteile, wo man nicht reden, nicht telefonieren, nicht Musikstöpselhören und auch nicht trommelt, man darf einfach nur scheintot dasitzen und sich an lackierten Fußnägeln ergötzen. Bei den Fahrpreisen finde ich die Ruhe wie einen 4-wöchigen Kuraufenthalt in Bad Schallerbach.
Werde s’nächste Mal bei den Fußnägeln bewenden lassen, sonst gibt’s gar noch einen Aufpreis. Wie sieht’s eigentlich mit singen aus – vereinbar mit scheintot?
Dafür gibt es teeren und federn!
Eingeschränkte Stückauswahl, verstehe. Dem Vogel der heut sang …